Seit 10 Jahren grüne Energie für das Streutal

Regenerative Energien spielen in der Rhön eine große Rolle. Besondere Bedeutung kommt dem Biogas zu. Der Anteil an der umweltfreundlichen Wärme- und Stromversorgung im Landkreis Rhön-Grabfeld liegt bei rund zehn Prozent. Einen wertvollen Beitrag zu dieser positiven Entwicklung leistet die Agrokraft Streutal GmbH & Co.KG. Seit genau zehn Jahren funktioniert das bayernweit einzigartige Kooperationsprojekt zu aller Zufriedenheit. Grund genug, die Zukunft der Energie aus der Sonne im Rahmen einer Podiumsdiskussion zu erörtern.

Vor zehn Jahren haben Landwirt Thomas Balling und Matthias Klöffel (Bayerischer Bauernverband, kurz BBV) die Agrokraft Streutal GmbH & Co.KG ins Leben gerufen. Von Anfang an waren 41 Landwirte als Gesellschafter mit im Boot, ebenso die Bayerische Rhöngas GmbH und die Überlandwerk Rhön GmbH.

Mit vereinten Kräften entstanden im Gründungsjahr 2007 die Biogasanlagen in Mellrichstadt und Unsleben. Die Investitionssummen belaufen sich bis heute auf ca. 6 Mio. € und ca. 10 Mio. €. Diese beliefern seither punktgenau kommunale und private Anwesen im Nahbereich mit Wärme und Strom. Gewonnen aus dem Mais, den die Bauern in ausgeklügelter Logistik von den umliegenden Feldern anliefern.

 

Die Biogasanlage in Mellrichstadt und Unsleben tragen wesentlich zur umweltfreundlichen Energieversorgung im Streutal bei. Sie liefern umweltfreundliche Energie auf kürzesten Wegen. Fotos: Tonya Schulz

Partner sind die Bayerische Rhöngas als Energie-Einspeiser und –vermarkter sowie das Überlandwerk Rhön für Stromeinspeisung und Elektrotechnik. Ein System, das zur vollsten Zufriedenheit von Lieferanten, Wärmevermarktern und Wärmeabnehmern funktioniert. So gut, dass die Biogasanlagen bereits ausgebaut wurden. In Unsleben wurde durch die Bayerische Rhöngas GmbH eine Biomethanaufbereitungsanlage zur weiteren Perfektionierung des Öko-Kreislaufs errichtet. Die Investition durch die Bayerische Rhöngas GmbH beläuft sich auf ca. 2,5 Mio. €.

Der Grund für den Erfolg der bayernweit einzigartigen Kooperation liegt für Josef Demar auf der Hand. "Wir haben erst überlegt, wer unsere Abnehmer sind, bevor wir die Biogasanlagen gebaut haben", so der Agrarexperte mit Nachdruck. "Wir verfahren dabei streng nach dem Prinzip: So klein wie möglich, so groß nötig".

Die Idee zur Kooperation kam den Initiatoren angesichts des erfolgreichen regenerativen Wärmekonzepts für den Heilwassersee in Bad Königshofen. Das gut funktionierende Agrokraft-Konzept diente als Grundlage für die Planung der Agrokraft Streutal.

Die RhönMalz in Mellrichstadt und die Gärtnerei Förster in Unsleben waren die ersten Unternehmer, die den Umstieg auf Biogas wagten und der regenerativen Energie bis heute treu sind. Weitere Abnehmer in Mellrichstadt sind kommunale Einrichtungen wie das Sport- und Freizeitbad Mellrichstadt und der Landwirtschaftliche Aussiedlerhof Sauer und ab 2018 der Kindergarten sowie das Schulzentrum. In Unsleben profitieren über 30 private und gewerbliche Abnehmer von dem Energielieferanten vor den Toren der Gemeinde. Dies sind u.a. das Rathaus, der Dorfladen, das Gasthaus Krone Schenke, die Turnhalle und Kindergarten sowie das Gebrauchtwaren-Kaufhaus. Die Bürgermeister Eberhard Streit (Mellrichstadt) und Michael Gottwald (Unsleben) sind vom Wärmekonzept absolut überzeugt.

 

Stolz auf das Erreichte und optimistisch für die Zukunft: Die Agrokraft Streutal feierte im Gasthaus Krone Schenke ihre zehnjährige erfolgreiche Zusammenarbeit in Sachen regenerative Energien. Von links: Thomas Balling, Agrokraft Streutal, Thomas Dietz, 2. Bürgermeister Mellrichstadt, Helmut Grosser, Überlandwerk Rhön, Albrecht Förster, Gärtnerei Förster, Michael Gottwald, Bürgermeister Unsleben, Thomas Merker, Bayerische Rhöngas, Markus Werner, Agrokraft Streutal, Thomas Lang, Rhön-Malz, Josef Demar, Agrokraft Streutal. Foto: Tonya Schulz

"Mit der Agrokraft Streutal leisten wir einen effektiven Beitrag zur Klimawende", unterstreicht der Aufsichtsratsvorsitzende Markus Werner stolz. Der CO2 Ausstoß hat sich seit Inbetriebnahme der Biogasanlagen sowie der Biomethananlage um ein Vielfaches verringert. Die Einsparung von fossilem Brennstoffen liegt jährlich allein bei 1,4 Mio. Litern Heizöl. Aktuelle Zahlen bei der Abnahme/Einspeisung kann Michael Gottwald liefern. Die Biogasanlage Mellrichstadt liefert 6.500 MWh Wärme, die Biogasanlage in Unsleben 3.800 MWh/a Wärme. Hinzu kommt die Biomethananlage in Unsleben mit 32.000 MWh Bioerdgas. Umgerechnet spart dies 1 Mio. Liter Heizöl.

"Biogas sichert die Existenz der Bauern und preiswerte und klimafreundliche Energie für die Bürger", betont Thomas Balling. In der Region wird Biogas nach Meinung des Experten auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Energien-Mix spielen. Bisher sind nur Wärme und Strom aus Biogas in großen Mengen speicherbar und flexibel abrufbar. Ein Vorteil, der in der aktuellen Förderpolitik leider nicht mehr belohnt wird, wie der Energie-Experte ebenso wie sein Kollege Thomas Merker von der Bayerischen Rhöngas bedauern. Aufgrund der sich zugunsten der Windräder gedrehten Fördergelder ist ein Aus- oder Neubau von Biogasanlagen wirtschaftlich nicht tragbar. Im Streutal jedoch kommt weiterhin Sonne in den Tank und sichert die dezentrale Energieversorgung, das ist gewiss.

 

Energie aus der Sonne – das liefert die Agrokraft Streutal seit nun genau zehn Jahren für private und kommunale Abnehmer. 41 Landwirte aus der Region beliefern die Biogasanlagen in Mellrichstadt und Unsleben mit Mais aus den umliegenden Feldern. Foto: Tonya Schulz

Hintergrund: Biogas – das Multitalent

Biogas ist ein Multitalent bei den Erneuerbaren Energien, es lässt sich daraus sowohl Strom und Wärme als auch Kraftstoff gewinnen. Das Gasgemisch bildet sich durch den mikrobakteriellen Abbau organischer Substanzen unter Luftabschluss im Rahmen eines Vergärungsprozesses. Es besteht zu ca. 52 Prozent aus Methan und zu ca. 48 Prozent aus Kohlendioxid. Blockheizkraftwerke wandeln das hochwertige Biogas in Strom und Wärme um. Eine nachhaltige Alternative ist es, das Biogas auf Erdgasqualität (Biomethan) aufzubereiten und anschließend ins Gasnetz einzuspeisen, wie dies in Unsleben geschieht. Mit dieser Methode lässt sich das Gas über weite Strecken transportieren und an Orten mit hohem Energiebedarf einsetzen. Als Ausgangssubstrate zur Biogasherstellung eignen sich Nachwachsende Rohstoffe wie Zuckerrüben, Ganzpflanzensilage, Mais, Sonnenblumen oder Roggen u.v.m.

Vorurteile und Fakten zum Thema Biogas

Vorurteil: Biogas verursacht Maiswüsten

Fakt: In Rhön-Grabfeld wird (ebenso wie deutschlandweit) heute nicht mehr Mais angebaut als vor 30 Jahren. Der Anteil von Mais im Getreideanbau liegt unter zehn Prozent.

Vorurteil: Biogas vernichtet Lebensmittel ("Tank oder Teller")

Fakt: Nur ein Drittel des Maisanbaus wird im Landkreis Rhön-Grabfeld den Biogasanlagen zugeführt. Zwei Drittel wandern in die Futtermittelproduktion und damit in den Nahrungskreislauf. Die Bestände an Weizen haben sich weltweit in den letzten zehn Jahren verdreifacht.

Vorurteil: Der Maisanbau laugt die Böden aus.

Fakt: Maisanbau in der oben genannten Größenordnung bereichert wissenschaftlich nachgewiesen die Fruchtfolge im Ackerbau.

Vorurteil: Der Transport vom Maisfeld zu den Biogasanlagen ist schlecht für die Umwelt.

Fakt: Die Maisanlieferung zu den Biogasanlagen in Mellrichstadt und Unsleben erfolgt maximal im Zehn-Kilometer-Radius. Im Vergleich zur Anlieferung von Heizöl aus den Herkunftsländern fossiler Brennstoffe ist dies marginal.

Agrokraft_Praesentation_D.pdf

Die Präsentation zur 10-Jahres-Feier der Agrokraft Streutal

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